Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Die Zukunft des Bargelds: Wie werden wir in den nächsten Jahren bezahlen?

Nur Bares ist Wahres: Die beliebte Redewendung hat für viele Menschen noch immer ihre Berechtigung. Andere dagegen sprechen sich klar für Kartenzahlung, Bezahl-Apps oder gar eine vollständige Digitalisierung des Geldes aus. Doch wie sehen die Prognosen für die Zukunft wirklich aus? Brauchen wir in einigen Jahren noch die „gute alte“ Geldbörse oder werden Scheine und Münzen lediglich Randerscheinungen sein und irgendwann komplett von der Bildfläche verschwinden? Was spricht für und was gegen Barzahlungen?

Der aktuelle Status quo

Fakt ist, es wird immer schwieriger, an Scheine und vor allem Münzen zu kommen. Dabei lieben gerade die Deutschen Umfragen zufolge ihr Bargeld. Doch die Geldinstitute bauen ihr Filialnetz kontinuierlich ab, und auch die Anzahl der Geldautomaten geht stark zurück. Zwar ist es noch immer problemlos möglich, sich mit physischem Geld zu versorgen, die Wege werden aber gerade in ländlichen Regionen deutlich länger. Vor allem für ältere Menschen wird die Schließung von Bankfilialen zunehmend zum Problem.

Alternativ bieten jedoch Supermärkte die Möglichkeit, den gewünschten Betrag mithilfe der Bankkarte direkt an der Kasse abzuheben. Oft muss dafür ein Mindesteinkaufswert erreicht werden, der je nach Supermarkt zwischen einem Cent und 20 Euro liegen kann. In der Gunst der Deutschen liegen auch nicht alle Münzen vorne. Eine Mehrheit würde beispielsweise gerne auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichten, und tatsächlich steht genau das momentan zur Diskussion.

Das Nationale Bargeldforum machte bereits den Vorschlag, alle Barzahlungen auf fünf Cent zu runden. Das bedeutet, kostet ein Produkt derzeit 1,99 Euro, würden wir nach der Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen 2,00 Euro dafür bezahlen, umgekehrt werden für für ein Produkt, das 2,02 Euro kostet (zum Beispiel Gemüse nach dem Abwiegen) aber ebenfalls nur 2,00 Euro fällig. In dem von der Bundesbank gegründeten Forum sind Einzelhändler, Verbraucherschützer, aber auch Bankenverbände und sogar Geldtransporteure vertreten. Grundsätzlich ist die Zahlung mit Scheinen und Münzen aktuell noch immer (fast!) überall möglich, auch wenn ein bargeldloser Zahlungsverkehr auf dem Vormarsch ist.

Einige Geschäfte und Gastronomiebetriebe bestehen schon auf Kartenzahlung, und auch Verkehrsbetriebe mit ihren Ticketautomaten sowie Behörden wie Bürgerämter bieten oft keine Barzahlung mehr an. Bei Immobilienkäufen ist sie schon seit 2023 nicht mehr möglich, hinzu kommt, das in Deutschland wahrscheinlich ab 2026/2027 eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro eingeführt werden soll. Darauf haben sich die EU-Staaten 2024 geeinigt. Bei Barzahlungen ab 3000 Euro müssen Verkäufer zudem die Käuferdaten erfassen. Verkäufe von privat an privat sollen von der Bargeldobergrenze aber nicht betroffen sein.

Die Vor- und Nachteile von Barzahlungen

Die meisten Befürworter argumentieren zu Recht, dass Barzahlungen die Privatsphäre schützen und keine digitalen Spuren hinterlassen. Man gibt nicht preis, wie viel Geld wann, wofür und bei welchem Händler ausgegeben wurde, und bleibt anonym.

Das hat aber auch Nachteile, denn das physische Geld begünstigt Geldwäsche und illegale Aktivitäten. Vielen Menschen fällt es mit Scheinen und Münzen leichter, den Überblick über die Ausgaben zu behalten, denn man wird nicht dazu verleitet, mehr Geld auszugeben als man im Portemonnaie hat. Eine Barzahlung „funktioniert“ zudem auch dann, wenn die Technik versagt und es zu Strom- oder Systemausfällen kommt.

Allerdings könnte die gefüllte Geldbörse oder das Ersparte im heimischen Sparschwein gestohlen werden. Es kommt auch immer wieder vor, dass jemand Scheine und Münzen im Geldbeutel verliert oder irgendwo liegenlässt. Hier bietet ein bargeldloser Zahlungsverkehr deutliche Vorteile, denn eine gestohlene oder verlorengegangene Karte lässt sich sperren, was Verluste vermeidet. Bargeld ist bei Nichtauffinden oder Verlust dagegen unwiderruflich weg. In Zeiten von Corona galt physisches Geld sogar als hygienisch bedenklich und Keimüberträger. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Scheine und Münzen „barrierefrei“ sind, es gibt also weder technische noch bankbezogene Hürden.

Bargeldloser Zahlungsverkehr und seine Vor- und Nachteile

Der bargeldlose Zahlungsverkehr ist zunächst einmal sehr bequem, schnell und komfortabel. Man kann jederzeit und von überall aus bezahlen, und das sogar oft weltweit. Da sämtliche Transaktionen dokumentiert werden, ist eine maximale Nachvollziehbarkeit gewährleistet, was nicht nur die Verwaltung der Finanzen erleichtert, sondern auch Steuererklärungen. Sicherheitsmechanismen wie die Zwei-Faktor-Authentifizierung bieten einen soliden und im Vergleich zu barem Geld besseren Schutz, sind aber auch nicht unüberwindbar, das heißt, ein Missbrauch ist nicht komplett auszuschließen.

Manche verleitet der bargeldlose Zahlungsverkehr auch zu Spontankäufen. Das liegt daran, dass das Geld physisch ja zunächst gar nicht „weg“ ist. Außerdem muss die enorme Abhängigkeit von der Technik bedacht werden. Fallen Systeme aus, geht nichts mehr. Das ist nicht nur für private Verbraucher ärgerlich, sondern auch für die Händler und Unternehmen selbst.

Man muss auch daran denken, dass ein rein bargeldloser Zahlungsverkehr manche Personengruppen benachteiligt oder sogar ausgrenzt. Auch in der heutigen Zeit besitzt nicht jeder ein Konto, und es ist auch nicht jeder mit den digitalen Zahlungsmethoden vertraut. Menschen wie Straßenmusiker und Obdachlose müssten ebenfalls mit massiven Nachteilen rechnen, wenn es kein Bargeld mehr gibt.

Wenn Kartenzahlung zur Pflicht wird

Die Kartenzahlung soll für Unternehmen schon bald zur Pflicht werden. Das bedeutet, dass Händler neben der Barzahlung zumindest eine digitale Zahlungsmöglichkeit anbieten müssen. Als Grundlage für die Regelung dient der Koalitionsvertrag 2025, S. 49. Dadurch will man Steuerhinterziehung erschweren und die digitale Zahlung zum Standard machen. Verbraucher sollen die Möglichkeit haben, auch ohne Münzen und Scheine im Portemonnaie überall bezahlen zu können, sei es mit der EC-Karte, einer Kreditkarte oder mit dem Smartphone.

Aber: Ein konkretes Startdatum für diese Pflicht gibt es bislang noch nicht, die Einführung soll jedoch Schritt für Schritt erfolgen. Unabhängig von der Unternehmensgröße und von der Branche gilt sie dann für alle Betriebe, die stationär und direkt mit Endkunden arbeiten: vom kleinen Imbiss um die Ecke über Handwerksbetriebe und Dienstleister bis hin zu Märkten, Hotels, Freizeiteinrichtungen und natürlich dem Einzelhandel.

Für wann ist die Digitalisierung des Geldes geplant?

Schon jetzt beschäftigt sich die Europäische Zentralbank EZB intensiv mit der Einführung des digitalen Euro. Der soll die Scheine und Münzen aber nicht ersetzen, sondern ergänzen, und im gesamten Euro-Raum sichere, einfache und grenzüberschreitende Zahlungen ermöglichen, und zwar gegebenenfalls auch ohne eine Internetverbindung. Stromausfälle würden dann nicht mehr für Probleme sorgen. Im Fokus stehen außerdem Themen wie die Kostenfreiheit für die Nutzer, eine maximale Ausfallsicherheit und natürlich der Datenschutz.

Seit 2023 läuft eine Vorbereitungsphase, wann genau der digitale Euro eingeführt wird, ist derzeit noch unklar. Ende 2025 soll erst einmal entschieden werden, ob die nächste Vorbereitungsphase eingeleitet wird. Die Bundesbank weist darauf hin, dass ihn Verbraucher ebenso einfach nutzen können wie Bezahl-Apps auf dem Smartphone oder die Girocard. Ausgegeben wird er später einmal wie auch die Scheine und Münzen von der Europäischen Zentralbank, Verbraucher erhalten ihn dann über ihre Hausbank beziehungsweise über das entsprechende Onlinebanking. Auch im B2C-Bereich für Unternehmen soll die Digitalisierung des Geldes eine attraktive Möglichkeit sein, Zahlungen europaweit unkompliziert abzuwickeln.

Und was passiert dann mit dem Bargeld?

Aktuell ist nicht davon auszugehen, dass unser Bargeld in absehbarer Zeit verschwindet, zumal die gesellschaftliche Akzeptanz für eine Abschaffung überhaupt nicht gegeben ist. Außerdem würde die Abkehr mit hohen regulatorischen und technischen Hürden einhergehen. Das heißt: Auch in zehn Jahren werden wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch immer bar zahlen können. 2023 legte die EU-Kommission sogar Vorschläge vor, die den Euro als bares Zahlungsmittel stärken sollten.

Aber: Die Nutzung von Scheinen und Münzen wird vermutlich weiter zurückgehen. Vor allem für höhere Beträge verwenden die Menschen schon jetzt lieber andere Optionen. Für den Brötchenkauf beim Bäcker gilt dagegen weiterhin noch für die meisten: Nur Bares ist Wahres. Daran dürfte sich auch mit der Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Stücke nichts ändern. Allerdings muss sich die Versorgungslage mit Bargeld auf einem hohen Niveau bewegen, denn sonst haben die Menschen keine andere Wahl und müssen zu anderen Optionen greifen.




Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button
Close

Adblocker gefunden.

Vielen Dank für Ihren Besuch auf NRWZ.de. Unser System hat erkannt, dass Sie einen Adblocker installiert haben, der die Auslieferung von Anzeigen blockiert. NRWZ.de finanziert sich aber zu einem hohen Grad über Anzeigen, weshalb wir Sie bitten, den Adblocker für unsere Website zu deaktivieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis!